TechnikEinsätzeOrganisationInformationenKontakt
Home

Technik

Einsätze

Organisation

Informationen

Kontakt

Impressum | Facebook

17.12.2021

20 Jahre First Responder bei der Metzinger Feuerwehr – eine Erfolgsgeschichte






Bei einem Notfall muss es schnell gehen. Vor allem in ländlichen Regionen dauert die Anfahrt von Rettungskräften jedoch oft lange. Deshalb wurden in vielen Orten sogenannte First Responder oder Helfer-vor-Ort Einheiten (HvO) gegründet. So auch in Metzingen. First Responder bedeutet übersetzt erste Antwort. Eine erste Antwort bzw. eine erste Hilfe bei einem Patienten.

Ende 2001 startete das Erfolgsprojekt First Responder bei der Feuerwehr Metzingen. „Anfangs wurden wir noch skeptisch beäugt – nach 20 Jahren ist das System First Responder nicht mehr wegzudenken“, betont Metzingens Feuerwehrkommandant Hartmut Holder. Er und Jürgen Späth führten damals das First-Responder-System bei der Feuerwehr Metzingen ein. Genau gesagt das erste First-Responder-System bei einer freiwilligen Feuerwehr in Baden-Württemberg. Zuvor mussten jedoch manche Steine, auch politisch, aus dem Weg geräumt werden. Nach den ersten Einsätzen wuchs die Akzeptanz und das System etablierte sich.

Auslöser für die Einführung des Ersthelfersystems war ein Notfall unweit des Feuerwehrhauses. Eine Person kollabierte und erlitt einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Die hauptamtlichen Feuerwehrkräfte bekamen von dem Unglück gar nichts mit. 2001 hatte Metzingen noch keine eigene Rettungswache und die Anbindungsverhältnisse ohne vollständige Umgehungsstraße brachten dem Rettungsdienst zeitliche Nachteile. „Mit Unterstützung der Stadt gingen wir daran, den Einstieg in die Ersthelfergeschichte voranzutreiben“, erklärt Hartmut Holder.

Bei der Feuerwehr Metzingen ließen sich rund 45 Feuerwehrkräfte zu Sanitätern ausbilden. Mehrere Rettungssanitäter und sogar ein Rettungsassistent waren dabei. Die First Responder aus Metzingen führten das Ersthelfer Projekt in Kooperation mit dem DRK-Ortsverein Metzingen aus. Die Feuerwehr rückt werktags von 6 bis 18 Uhr zu den medizinischen Notfällen aus, das DRK übernimmt die Nachtstunden und das Wochenende. Für die Ersthelfer Einsätze stand ein Kommandowagen samt medizinischer Ausrüstung sowie ein automatischer externer Defibrillator (AED) zur Verfügung. Heute sind insgesamt vier Fahrzeuge mit identischer Zusatzausrüstung „First Responder“ ausgestattet. Jährlich rücken die First Responder zu etwa 150 Einsätzen aus und verkürzen somit das therapiefrei Intervall bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.

Mit Einführung der digitalen Alarmierung im Jahr 2005 wurde im Ortsteil Glems ebenfalls eine First Responder Gruppe bei der freiwilligen Feuerwehr aufgebaut. In Glems rücken sie 365 Tage im Jahr rund um die Uhr zu medizinischen Einsätzen aus.

Das Spektrum der Einsätze erstreckt sich von chirurgischen über internistische Notfälle bis hin zur Geburt. So geschehen 2016. In einer Arztpraxis stellte sich heraus, dass eine Geburt kurz bevorstand. Mit vereinten Kräften wurde ein kleiner Junge erfolgreich zur Welt gebracht. Der dann eintreffende Rettungsdienst brachte anschließend die frisch gebackene Mutter und ihr Kind zur weiteren Versorgung in eine Klinik. Ein besonderes Erlebnis, dass den beiden Metzinger Ersthelfern vermutlich ihr ganzes Leben lang in Erinnerung bleiben wird.

„In der Regel sind wir nach drei bis vier Minuten am Einsatzort“, berichtet Hartmut Holder. Dabei haben wir einen großen Zeitvorteil, wenn es um lebensbedrohliche Zustände geht. „Wir haben schon viele Leben gerettet“, so der Feuerwehrkommandant. Pro Minute, die bis zum Beginn der Herz-Lungen-Wiederbelebung verstreicht, verringert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten um etwa 10 Prozent. „Mehrfach haben wir erfolgreich Reanimationen durchgeführt. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes und des Notarztes hatten die Patienten wieder einen eigenen Herzrhythmus“, ergänzt Hartmut Holder. Manchmal kommen Menschen sogar bei der Feuerwehr vorbei und bedanken sich für die Hilfe. „Ohne euch wären wir nicht mehr da“. Ein erfreulicher Moment, wenn man helfen konnte und dafür ein Dankeschön erhält.

Um für die unterschiedlichsten Einsätze bereit zu sein, bilden sich die First Responder regelmäßig weiter. Neben internen und externen Fortbildungsveranstaltungen nehmen viele die Chance wahr, sich als Praktikant auf einem Rettungswagen fortzubilden.

Das Metzinger First Responder System. Eine Erfolgsgeschichte!


Bild 1: Der erste Kommandowagen, der auch als First Responder Fahrzeug genutzt wurde.

Bild 2: Das aktuelle First Responder Fahrzeug mit medizinischer Ausstattung.

Bild 3: Die First Responder im Einsatz bei einem Verkehrsunfall.

Bild 4: Der diensthabende First Responder bei der Überprüfung der Ausrüstung.